Arminus, der Cherusker

Aus dem Buch: Die Kinder vom Sachsenhof

Und so besann sich auch Emso. An einem der nächsten Abende nahm er sich  Zeit für die Kinder und erzählte ihnen am Lagerfeuer von Arminius, dem Fürsten der Cherusker, und wie er seine Stammesgenossen vereint hatte, um die Römer aus dem Land der Germanen zu vertreiben.


Vor ewigen Zeiten – und nur wenige wissen von dieser Geschichte – da lebten in unserer Gegend die Menschen vom Stamme der Cherusker und Brukterer. Unser Fluss – die Ems – wurde damals Amisisa genannt. Viele Tagesmärsche westlich von ihm gab es einen viel größeren Fluss – Rhenus geheißen. An seinem Flusslauf hatten sich Feinde angesiedelt, die aus dem fernen Süden kamen. Man nannte sie Römer!  
Die Römer waren schwer bewaffnete Krieger. Sie töteten, wer sich ihnen nicht unterwarf. Sie bauten aber auch Häuser und Straßen – nicht aus Holz, so wie wir es kennen. Sie nahmen gebrannte Steine und setzten Stein um Stein. Kein Feuer, kein Wind und keine Kälte konnte ihnen hinter diesen Mauern etwas anhaben. Sie glaubten, sie wären auf der ganzen Welt unbesiegbar! Wir mussten sie eines besseren belehren! Unsere Vorfahren haben sie besiegt und sie aus dem Land vertrieben!

 


Es war Arminius der Cherusker, der ….

Bild: Wikipedea: - fotografiert von Daniel Schwen: Achtung, der Fotograf möchte namentlich genannt werden. Bitte dieses Bild nicht ohne Genehmigung verwenden.

herrmann-zoom.jpgsich gegen die Römer wehrte. Er war vielleicht 25 Jahre alt, als er beschloss, seine Stammesgenossen zu vereinen und gemeinsam die Römer zu besiegen.  

Die Stimmung in den Volksstämmen östlich des Rhemus war äußerst gereizt. Wütende Bauern und Fürsten ohne Macht – bei allen traf Arminius mit seinen aufwieglerischen Reden auf offene Ohren. Sie wollten keine Steuern an die Römer zahlen – sie kannten keine Steuern! 
 
 

Bei verschwörerischen Treffen mit anderen Stammesführern auf Thingplätzen und in den heiligen Hainen der germanischen Wälder appellierte Arminius an die Ehre der Stammesoberen und des ganzen Volkes. Er weckte den Willen zur Freiheit. Schließlich rief er zum Widerstand gegen die Römer auf, zur großen Schlacht gegen Varus, den Anführer der Römer in Germanien. 
 

Ein guter Plan war nötig, denn die Römer waren übermächtig und besser bewaffnet, als das Bauernvolk der Cherusker. Arminius ließ einen Hinterhalt legen. In einem Engpass zwischen Wäldern und Mooren am Rande der Osenberge – wurde ein Erdwall errichtet. Tausende von germanischen Kriegern konnten dahinter Stellungen beziehen und den Legionen des ahnungslosen Feldherrn Varus auflauern. 
 

Vier Tage lang zogen sich die Angriffe hin. Vier Tage, in denen die Germanen immer wieder angriffen und die römischen Soldaten verzweifelt und vergeblich Deckung suchen. Ihre Holzschilde, ihre Ledersandalen waren mit Wasser vollgesogen, die Kettenhemden und Brustpanzer schwer wie Blei, ihre Katapultgeschütze durch die Nässe unbrauchbar. Tausende Römer kamen ums Leben. 
 

Hilflos musste der Feldherr Varus mit ansehen, wie seine Legionen, seine Soldaten und Offiziere vernichtet wurden. Ein Feldherr durfte so nicht sterben! Er musste dem Tode aufrecht entgegengehen. Quinctilius Varus stürzte sich selbst in sein Schwert. 
 

Auf dem blutgetränkten Schlachtfeld feierten die Germanen ihren Sieg. Dann brachten sie in den heiligen Hainen der umliegenden Wälder ihren Göttern Opfer dar: Sie spießten abgeschlagene Köpfe ihrer Feinde auf und nagelten die eroberten Standarten an die Stämme der mächtigen Eichen und Buchen. Der Sieger Arminius genoss den Sieg auf seine Art: Er ließ sich den Kopf von Varus bringen.