Heilkräuter - die Medizin der Germanen |
Du kennst das bestimmt auch: Du fühlst dich schlapp und krank und weißt, dass dich eine Erkältung erwischt hat. Ein heißer Kräutertee kann deine Beschwerden lindern. Doch welcher Tee hilft dir eigentlich bei welcher Krankheit? Wie wird aus den Kräutern Kräutertee? Und was sind Kräuter überhaupt und wo findest du sie?
Quelle: Ulrike Karau: Am Sachsenhof
Von den heilenden Kräften der Kräuter haben auch unsere Vorfahren, die Germanen, schon gewusst. Sie waren von ihrer Wirkung abhängig, da die Naturheilmittel ihre einzige Medizin waren. Kräuter, Tees, Wurzeln und bestimmte abergläubische Praktiken und Rituale bestimmten die Medizin der Germanen. Noch heute finden wir in unserer Medizin Gemeinsamkeiten mit den Heilverfahren unserer Vorfahren. Kräuter und Tees sind beliebte Gegenmittel bei z.B. Erkältungen und werden uns von den Ärzten empfohlen. Geisterglaube spielt bei uns allerdings kaum noch eine Rolle. Zauberpraktiken, Segenssprüche und Besprechungen kennen wir heute nicht mehr. Bei den Germanen aber hielt sich dieser Glaube trotz Christianisierung noch lange.
Gegen Unwohlsein und Krankheiten sammelten die Menschen z.B. Arnika, Baldrian, Ringelblume, Beinwell, Kamille, Fenchel, Pfefferminze, Salbei, Beifuß, Melisse, Rosmarin, Frauenmantel, Johanniskraut und andere Heilpflanzen, die in der Nähe ihrer Siedlungen wild wuchsen. Erst später pflanzten die Germanen die für sie besonders wichtigen Kräuter direkt neben ihren Häusern in kleinen Gärten.
Die geschnittenen Kräuter wurden entweder direkt verwendet oder über der Feuerstelle getrocknet, nicht in der Sonne, wie du vielleicht vermutest. Auf viele Kräuter wirkt Sonneneinstrahlung nämlich aromatötend. Die größeren Pflanzen wurden in lockeren Bündeln zusammengefasst und aufgehängt. Im trockenen Zustand lassen sich Kräuter länger aufbewahren. Sie sind dann konserviert und können auch noch im Winter verwendet werden, wenn eigentlich kaum noch Kräuter in der Natur zu finden sind. Um die Wirkstoffe der Heilkräuter zu nutzen, kannst du z. B. aus Pfefferminze oder Salbei einen Tee kochen. Die frischen oder getrockneten Blätter gibst du in einen Beutel oder in ein Teesieb. Dieses übergießt du dann mit kochendem Wasser. Wenn du den Tee 10-15 Minuten ziehen lässt, kann sich das Aroma ausbreiten und die Kräuter entfalten ihre Wirkung ganz besonders gut. Der Tee wird meist warm getrunken. Ihre heilende Wirkung auf deinen Körper und dein Immunsystem können die Kräuter übrigens nur dann behalten, wenn du einen Heiltee nicht länger als zwei Wochen verwendest. Danach musst du entweder eine Pause einlegen oder eine andere Kräutermischung ausprobieren. Es eignen sich nicht alle Kräuter für Kräutertees. Manche Pflanzen können als Badezusatz oder in Umschlägen auf der Haut ihre heilende Wirkung entfalten.
Auch mit Naturheilmitteln muss man sich auskennen, um sie richtig anzuwenden. Sie sollen dem Körper ja schließlich gut tun, und alle schädlichen Nebenwirkungen sollen vermieden werden. Kräutertees ersetzen also keinen Arztbesuch! Es gibt jede Menge Pflanzen, die bei den unterschiedlichsten Krankheiten einzusetzen sind. Hier stelle ich dir nur eine kleine Auswahl vor, die auch schon von deinen Vorfahren verwendet wurde.
Die Arnikapflanze wird oft auch Berg-Wohlverleih genannt, da sie hauptsächlich in Berglandschaften wie den Alpen und Pyrenäen wächst. Die krautige Pflanze wird 20-60cm hoch und blüht leuchtend gelb (Mai-August). Arnika steht unter Naturschutz. Daher darfst du sie nicht einfach pflücken. Früher war Arnika für die Menschen im Kult der Sommersonnenwende von Bedeutung und wurde in den Strauß zur Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt (15. August) gebunden. Möglicherweise war sie schon in vorchristlicher Zeit der Muttergöttin Freyja zugeordnet. Mit der Christianisierung nannte man diese Pflanze dann Johannisblume (nach Johannes dem Täufer). Früher wie heute ist Arnika eine der bekanntesten Heilpflanzen. Sie soll bei Blutergüssen, Mundschleimhautentzündungen, Prellungen und Zerrungen der Muskeln und Sehnen helfen. Um die Beschwerden zu lindern, wird der Saft der Arnikablüten in einem Umschlag um die Haut gelegt. Dabei Vorsicht: Eine längere Anwendung kann zu Hautreizungen führen! Quelle: Wikipedia: Fotograf Bernd Haynold Außerdem ist immer darauf zu achten, dass die Pflanze nur äußerlich angewendet wird. Sie darf also nicht gegessen oder in irgendeiner Form getrunken werden! Dann könnte die toxische (=giftige) Wirkung nämlich die Organe schädigen. Viel einfacher ist es aber für dich eine fertige Arnika-Salbe zu verwenden, bei deren Herstellung bereits darauf geachtet wurde, dass schädliche Nebenwirkungen nicht auftreten. Im Buch "Die Kinder vom Sachsenhof" behandelt Freya ihre Tochter Swantje mit Fallkraut. Viele Mütter - heute - geben ihren Kindern homöpatische Arnika-Globuli.
Johanniskraut wird 40-50cm hoch und hat sehr lange Wurzeln. Die Heilpflanze mit den gelben Blüten wächst hierzulande häufig wild an Waldrändern, auf sonnigen Wiesen und an trockenen Plätzen. Johanniskraut ist schon seit fast 2000 Jahren als Heilpflanze bekannt. Es wirkt als Tee beruhigend bei Angstzuständen, Unruhe und Depressionen. Gerade im Winter, wenn die Sonne lange nicht scheint, trinken viele Menschen Johanniskrauttee. Er wirkt stimmungsaufhellend. Für den Tee müssen bereits im Juli/August Blätter und Blüten gesammelt werden. Sie können sofort frisch verwendet werden oder in getrocknetem Zustand zu einem späteren Zeitpunkt. Das Rotöl des Johanniskrauts wird zum Einreiben bei Rheuma, Hexenschuss, Blutergüssen und Verstauchungen verwendet. Johanniskraut ist eine der Pflanzen, die du ohne ärztlichen Rat nie anwenden solltest! Auf dem Bild unten erkennt man die Öldrüsen des Blattes, die wie kleine Punkte erscheinen. Quelle: Wikipedia: Zeichnung von 1888 Das Johanniskraut wurde früher auch Sonnenwendkraut genannt und war bei den alten Germanen Teil eines wichtigen Brauchtums: Die Nacht zum 21.Juni ist die kürzeste des Jahres und markiert den Beginn des Sommers. Daher heißt die Nacht auch Sommersonnenwende. Die Nacht zum 24.Juni nennt man Johannisnacht, da der 25.Juni der Festtag Johannes des Täufers ist. Nach der Christianisierung wurden beide Feste zusammengefeiert. Zur Sommersonnenwende flochten die Germanen Kränze aus sieben oder neun Kräutern, z.B. Beifuß, Farnkraut, Kornblumen, Klatschmohn und natürlich Sonnenwendkraut. Die Kränze sollten vor Geistern und Dämonen schützen. Außerdem wurde ein Feuer angezündet. Dieser heidnische Brauchtum wurde nach der Christianisierung lange Zeit beibehalten. Quelle: Wikipedia: Fotograf Michael Gasperl
Eine Pfefferminzpflanze wird 30-60cm hoch und duftet stark aromatisch. Von Juni bis August blüht sie lila-blau und von Juni bis September kann man sie ernten. Pfefferminzstauden wachsen in vielen Gärten. Die verwandte Wasserminze findest du an Bachläufen und Flüssen. Pfefferminze kannst du sowohl zum Würzen in der Küche verwenden, als auch als Heilpflanze. Im Tee hilft dir Pfefferminze bei Magen- und Darmbeschwerden und gegen Erkältungen. In Umschlägen und Duftbädern beruhigt sie Körper und Seele. Quelle: Johanna Depenbrock
Lavendel ist eine kleine, immergrüne Staude von 20-60cm Höhe. Die Krone aus vielen kleinen Blüten des Strauches ist lilafarben. Du findest Lavendel in vielen Gärten oder vor Häuserwänden an der Südseite. Lavendel wächst am besten in trockenen und warmen Gebieten. Im Frühling kannst du die Pflanze anbauen und im September ernten.
Quelle: Johanna Depenbrock Wenn du die Blätter der Pflanze zerreibst, duften sie stark aromatisch. Lavendel sagt man antiseptische (= infektiöse Keime vermindernd) und beruhigende Wirkung nach. Daher wird Lavendelöl oft bei Unruhezuständen, Einschlafstörungen und Oberbauchbeschwerden eingesetzt. Lavendel beruhigt Nerven und Magen und kann beispielsweise als Badezusatz verwendet werden.
Du kannst sie also zum Beispiel an den Rändern feuchter Wiesen finden oder an den Ufern von Flüssen. In der Heilkunde wird Beinwell zumeist als Knochenheilpflanze verwendet und nur äußerlich angewendet. Sie hilft bei Gelenkschmerzen, Knochenbrüchen, Schwellungen, Prellungen, Verstauchungen und Rheuma. Daher hat die Pflanze auch ihren Namen. Sie hat verletzte Gebeine (=Knochen) schnell wieder verheilen lassen. Die Wirkung der alten Heilpflanze findet heute noch in der Homöopathie (=Alternativmedizin) Verwendung.
Im Buch "Die Kinder vom Sachsenhof" war Swantje auf der Suche nach Beinwell, als sie über eine Baumwurzel stolperte, stürzte und sich ihr Bein brach. Quelle: Johanna Depenbrock
Diesen Artikel schrieb dir: Johanna Depenbrock - Abiturientin des Arnoldinum in Burgsteinfurt - 2008 |