Widukind, der Rebellenherzog

Aus dem Buch: Die Kinder vom Sachsenhof

„Bei allen guten Geistern, was war denn mit dem los?“, entfuhr es Freya. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich an ihren Mann. „Ich glaube, er hat große Angst!“, sagte Emso. Er kannte seinen Freund schon seit ewigen Zeiten. Gemeinsam mit Herzog Widukind waren sie als junge Männer in den Krieg gegen die Franken gezogen. Thorstens Pferd war bei einem Kampf tödlich verletzt worden. Beinahe hätte es auch Thorstens Leben gekostet. Als die beiden merkten, wie unterlegen sie mit ihren Waffen den Soldaten des Königs waren, konnten Emso und Thorsten froh sein, dass sie mit Leib und Leben davonkamen.
 Verstört stand Swantje da, bis ihre Mutter sie erblickte und sprach: „Oh nein, Swantje, hast du das alles gehört? Und …! Wie siehst du überhaupt aus?“ Erwischt! Da brach es aus Swantje heraus. Die Tränen kamen ihr hoch und wollten gar nicht mehr aufhören. „Mutter! Mutter, ich bin hingefallen. Die Eier sind kaputt. Wer ist Widukind? Wann kommen die Soldaten? Was sind Christenmenschen? Ich habe Angst!“, stammelte sie, und die Mutter hatte Mühe sie zu verstehen.
„Ist ja gut, meine Kleine! Komm in meine Arme!“, versuchte Freya ihre  Tochter zu beruhigen. Dabei war sie doch selbst voller Sorge. So aufgebracht hatte sie den Schmied selten erlebt. Sie wusste: Es war an der Zeit, mit den Mädchen über die Sachsenkriege zu sprechen. Daher bat sie ihren Mann, an diesem Abend die Geschichte von Widukind zu erzählen. Swantje würde spüren, dass sie ihrem Vater vertrauen konnte. So hoffte die Mutter zumindest.

Wer Widukind ist, willst du wissen?

Er war ein Rebell. Er war der Sohn eines westfälischen Stammesführers - eines Häuptlings. Für die Westfalen war er einer, der vor ihnen herzog, im Kampf gegen die Christianisierung.   Wir nannten ihn Herzog Widukind.  
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Zum ersten Mal sah ich Widukind bei einer heimlichen Zusammenkunft in den Wäldern des Osning (Teutoburger Wald).


Mit unseren Pferden waren Thorsten und ich tagelang geritten, bis wir dort ankamen. Die Hillebillen hatten uns von der Zusammenkunft berichtet.

Wir waren jung, Thorsten und ich, und wir wollten Widukind kennenlernen.   Auf einer Lichtung trafen wir ihn. Es waren viele Männer und Frauen aus der Umgebung zusammengekommen. Fast alle waren Bauern. Ganz dicht waren Thorsten und ich an ihn herangekommen. Ich schaute ihn mir genau an. Das war also der Herzog der Westfalen. 

Wir hörten ihm aufmerksam zu, als er zu den Männern und Frauen sprach:

„Ihr wisst: Ich bin Widukind vom Stamm der Engern, ich bin der Sohn des Waldes!“, rief er mit mächtiger Stimme. Dabei zog er die blanke Waffe aus seinem Gürtel und stieß sie in die Höhe. Die Klinge des Sax flammte im Schein des Feuers rot glühend auf, „und ihr seid stolze Westfalen und meine Brüder und Schwestern. Gemeinsam werden wir diesen Gott und seine Diener aus unserem Land vertreiben, das von ihnen entehrt wird. Unsere Götter sind stärker als dieser Christengott!“

Dieser Abschnitt ist teilweise entnommen dem Buch: "Das Geheimnis des Sehers" von R.H.Lampe. Unter "Andere Bücher" findest du noch weitere Bücher, die Herr Lampe geschrieben hat.)  

Hier hörte Emso auf. Er schaute seine Kinder an. Otto und Willi, seine Söhne, kannten diese Geschichte schon. Er wusste, auch sie hätten kämpfen wollen auf der Seite von Widukind.    "Tausende Sachsen sind umgekommen bei dem Versuch gegen die Soldaten des fränkischen Königs zu kämpfen. Thorsten und ich haben Glück gehabt. Fast wären auch wir ums Leben gekommen. Jetzt will ich nur noch in Frieden leben."     
 



Bild: Widukind-Denkmal in Herford
Quelle: Wikpedia - fotografiert von

M.Kunz