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Und die Anfänge der Hexen? Drucken E-Mail
  • Woher kennst du Hexen?

 

Den Begriff Hexe hörst du bestimmt nicht zum ersten Mal in  "Kinder vom Sachsenhof".

Du kennst sie vielleicht aus anderen Büchern, Fernsehsendungen, Filmen oder Hörspielen. Ist dir schon einmal aufgefallen, wie unterschiedlich diese Hexen sind? Mal sind sie bucklig und alt, mit einer dicken Warze auf der Nase, mal sind sie jung und unterscheiden sich gar nicht so sehr von uns. Die „böse“ Hexe im Märchen Hänsel und Gretel ist  eine gemeine Alte, die sogar versucht Hänsel zu mästen, um ihn später essen zu können. Bibi Blocksberg dagegen ist zwar ein bisschen tollpatschig, würde aber keiner Fliege was zu Leide tun. Du siehst, wie wenig sich diese Hexen gleichen. Das liegt daran, dass Hexen im Laufe der Geschichte und in den verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich angesehen wurden.

 

  • Hexen im Lauf der Zeit

Die ersten Aufzeichnungen, die es über Zauberei gibt, wurden schon vor fast 4000 Jahren gefertigt. Bereits damals sprachen sich Gesetzestexte gegen Zauberei aus. Schon seit langer, langer Zeit wurden verschiedene Methoden, zum Beispiel die Deutung der Sternenanordnung, wie sie Astrologen betrieben, genutzt, um in die Zukunft zu sehen, oder für eine gute Ernte zu sorgen. Aber die Menschen fürchteten sich vor allem, was sie nicht als normal ansahen.

 

Unerklärliche Dinge wurden daher häufig Menschen zu geschrieben, die sich nicht gut dagegen wehren konnten. Oftmals wurden diese Menschen beschuldigt an Unwettern oder sogar am Tod von Menschen, die sie gar nicht kannten, Schuld zu sein. Besonders gerne schrieb man sie dabei den Frauen zu, die in der damaligen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle einnahmen.

 

Bereits in der christlichen Kultur und in der Bibel wurde Magie als Sünde angesehen und im Mittelalter wurden die ersten Prozesse und Untersuchungen gegen Hexen und Zauberer unternommen. Dies spitzte sich immer weiter zu und aus Angst und Aberglaube wurden vom 16. bis 18. Jahrhundert viele Menschen gefoltert und gefangen genommen, weil man meinte, sie seien einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Besonders Frauen wurden beschuldigt, da man glaubte, dass sie redseliger und leichtgläubiger und deshalb leichter vom Teufel verführbar gewesen seien sollten.  

 

Die angeblichen Hexen wurden manchmal so lange gefoltert, bis sie Taten gestanden, die sie nie begangen hatten. Vermeintlich „schuldige“ Hexen wurden dann meistens qualvoll auf Scheiterhäufen verbrannt. Manchmal wurden Frauen verdächtigt, die eng mit der Natur verbunden, heilkundig, oder Hebammen waren. Bis heute ist noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob diese Frauen besonders gefährdet waren, weil Hebammen und weise Frauen in der Gesellschaft oft sehr geschätzt wurden. Das Hexenwissen steht jedoch in enger Verbindung zu dem, was über weise Frauen bis heute überliefert wird.

 

  • Was ist denn nun eine Hexe genau?

 

hnselundgretel.jpgUngefähr ab dem Mittelalter verbreitete sich der Glaube, Hexen seien Frauen, die mit Besen durch die Nacht flögen, mit bösen Zaubern versuchten den Menschen zu schaden, sich auf dem Hexensabbat träfen und den Teufel anbeteten. Diesen Frauen wurde unterstellt, dass sie für Zaubertränke Kräuter, tote Tiere und sogar Kinderleichen verwendeten. Viele Frauen waren in der Tat besonders kräuterkundig und vermochten mit Hilfe von Kräutertränken und anderen Mitteln Krankheiten und andere Beschwerden „wegzuzaubern“.

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Quelle des Bildes von Ludwig Richter: Wikipedia

 

  


  • Die Hagazussa

Das Wort Hexe stammt vom althochdeutschen Wort „hagazussa“ ab. Es setzt sich vermutlich aus dem Bestandteil hag, was im Althochdeutschen Hecke oder Zaun bedeutete und einem zweiten Teil zusammen, der mit den germanischen und norwegischen Worten für Geist· oder Weib verwandt ist,. So ist die hagazussa wohl ein „in der Hecke sitzendes Weib“. Die Bezeichnung rührt wahrscheinlich daher, dass die kräuterkundigen Frauen viel Zeit in der Natur und buchstäblich in Hecken verbrachten, wo sie wertvolle Pflanzen sammeln konnten.

Kräuterweiber, weise Frauen und Heilerinnen gaben ihre Kenntnisse an ihre Töchter und Enkelinnen weiter. So entwickelte sich mit der Zeit ein großer Wissensschatz, der in der Medizin bis heute noch eine Rolle spielt. Bestimmt hast du schon einmal, als du Bauchschmerzen hattest, einen Kamillentee getrunken. Schon vor hunderten von Jahren bereiteten kräuterkundige Frauen solche Tränke zu, ohne die schmerzlindernde Wirkung medizinisch erklären zu können. Die weisen Frauen nutzten die medizinischen Stoffe, die sich in den Heilpflanzen befinden, waren eins mit der Natur und beachteten die Seele in jedem Tier und jeder Pflanze. Ihr Wissen setzten sie nicht nur ein, um Krankheiten zu heilen und Schmerzen zu lindern, sondern auch um Geburtshilfe zu leisten.

 

Im Englischen sagt man zur Hexe übrigens "witch". Das wiederum stammt vom Altsächsischen "wicce" und das bedeutet "Wissen".

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Ist dir schon einmal aufgefallen, dass man zwar die Hebamme, aber nicht der Hebamme oder Hebammer sagen kann?

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eucharius_rc3b6c39flin_rosgarten_childbirth.jpgDas liegt daran, dass das Wort Hebamme ein uralter weiblicher Begriff ist, der auf das althochdeutsche Wort „Hevanna“, also „Hebe-ahnin“ zurückgeht. Priesterinnen und Heilerinnen halfen den Frauen beim Gebären ihres Kindes und hoben dieses, daher der Name „Hebe-ahnin“, nach der Geburt hoch.· Sie gaben den werdenden Müttern schmerzlindernde Tränke und versorgten sie und ihre Kinder vor, während und nach der Geburt. Außerdem benutzten sie Kräutertränke und andere Hilfsmittel, um die Fruchtbarkeit von Frauen, die sich Kinder wünschten, zu fördern, oder aber um eine Schwangerschaft abzubrechen. Durch diese Fertigkeiten hatten die Kräuterweiber und Hebammen sehr viel Macht in der Gesellschaft und waren sogar manchmal gefürchtet, weil man sich ihre Kräfte nur durch Verbindungen mit dem Teufel erklären konnte. Da auch die Wirkung von Scharfgabe, Pfefferminze und anderen Mitteln nicht von außen ersichtlich war, machten die Menschen unheimliche Kräfte für die Wirkung der Kräutertränke verantwortlich. So entwickelte sich aus dem hohen Ansehen, welches die weisen Frauen genießen konnten, Angst vor den unbekannten Kräften, die später während der Hexenverfolgung sogar dazu führen konnte, dass die weisen Frauen gejagt und gefoltert wurden.

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Und heute?

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Heute würde niemand mehr auf die Idee kommen, eine angebliche Hexe auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Aber das Wissen der „Hexen“ wurde mit der Zeit von der so genannten Schulmedizin abgelöst und war den Medizinern lange nicht geheuer. Doch viele Krankheiten werden von Ärzten heutzutage wieder mit natürlichen Pflanzenmitteln geheilt, die den weisen Frauen schon seit langer Zeit geläufig sind.

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img_8881.jpgDiesen Artikel schrieb dir Leonie Baumgardt - Abiturientin des Arnoldinum in Burgsteinfurt - 2008

 
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