Schule und Bildung heute
Plattdeutsche Texte Drucken E-Mail

Die Entwicklung der plattdeutschen Sprache

Die plattdeutsche Sprache entwickelte sich  in Westfalen schon während der Völkerwanderung. Es waren sächsische Stämme, die von Norden nach Süden und auch nach Westen zogen. Im Westen besiedelten sie England. Daher gibt es auch so viele Sprachgemeinsamkeiten: Haus - house, Maus - mouse ...

Im Süden - also hier bei uns in Westfalen - entwickelte sich aus dem Altsächsischen dann die plattdeutsche Sprache.

Vielleicht kannst du ja selbst noch plattdeutsch sprechen?

Deine Großeltern hier im Westfalen werden sicherlich noch damit aufgewachsen sein.

Platt kommt übrigens von "klar, direkt und verständlich".

Bis in den hohen Norden wird heute noch plattdeutsch gesprochen. Die Sprache wurde über Jahrhunderte von Jahren weitergetragen. Man sagt zu ihr auch "Niederdeutsch".

Heute lernen wir in den Schulen "Hochdeutsch" und sprechen es auch. "Dat und wat" wird aber immer noch gerne in Westfalen gesagt.

Viel Spaß beim Lesen dieser plattdeutschen Texte!



Den ersten Mönsterlänner (Volksmund)

 

De Härrgott gong met seine twiälf Apostel dört Mönsterland, dör Büschk un Kämp un auk an de Wallhiergen lang. Dao sagg Petrus: „För düt Ländken, dao mags wullèn extrao Mensken maken, de daobi päß!“

„De Mensk mott aower ut Äer un Lehm sein“, sagg de Härrgott. Dao lagg an de Siet an de Wallhierg so`n dicken Knubben, wao noch de Äer un Driet dransatt. Petrus stott met sein Been daodran, un den Knubben sagg up`n Maol: „Uoooh.“

Dao sagg Petrus:  „Mi dücht, düssen, de is all gout!“

De Härrgott gong drup to un sagg: „Ich sage Dir, stehe auf!“

Dat deih de auk. Un dann stonn dao würklickèn grauten Menschken. He stemmde beide Hannen in seine Sie tun sagg: „Wat doh ich up mienen Grund?“ Dat was de erste Mönsterlänner.

 

Knubben = Wurzelwerk eines Baumstammes mit Erdreich

 

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Altdeutsche Bibel-Texte und olde Sachsensproake Drucken E-Mail

Etwas Geschriebenes in deutscher Sprache gibt es erst seit Mitte des 8. Jahrhunderts. Mit der Entstehung der Klöster begannen Mönche lateinische Schriften ins Deutsche zu übersetzen. Dass das Deutsche zu dieser Zeit aber noch ganz anders geschrieben und gesprochen wurde, siehst du an folgenden Beispielen:

Dat niee Testament in de olde Sachsensproake

 

Den „Heliand“ is üm dat Joahr 830 schrewen wodden, um de Löe in Westfaolen un Nedersachsen de Geschichte van den Heiland Jesus Christus verständlick te maken. Dörum is et in de olde Sachsenspraoke schriäwwen. Ut dat Oldsächsische wodde later dat Plattdütsch. Hiär is nen Stück ut dat Kapitel van de Geburt Christi afdruckt. To`t biätere Verstaohn häb wi de Verse in Hochdütsch daonäven stellt.

 

Hochdütsch

Olde Sachsensproake

 

Da hört ich, dass der Schickung Gebot

Thar gifragn ic, that berhtun giscapu,

Marien mahnte und die Macht Gottes,

Mariun gimanodun endi maht godes,

dass ihr ein Sohn da sollte beschert werden,

that iru an sunu

in Bethelehem geboren, der Geborenen stärkster,

giboran an Bethleem barno strangost,

aller Könige kräftigster. Da kam an der Menschen Licht

allaro cuningo raftigost: cuman the mâreo,

der mächtige Held, wie schon manchen Tag

manno lioht, sô is managan dag

davon der Bilder viele und der Zeichen geboten

bilidi uuârun endi filu

waren in dieser Welt. Da ward das alles wahr,

giuuorden an thesero uueroldi. Thô uuas it all giuuârod sô,

was spähende Männer vordem gesprochen,

sô it êr spâha man gisprocan habdun,

wie er in Niedrigkeit hernieder auf Erden

thurh huilic ôdmôdi he thit erdrîki herod

durch seine eigene Kraft zu kommen gedächte,

thurh is selbes craft sôkean uuelda,

der Menschen Mundherr. Da ihn die Mutter nahm,

managaro mundboro. Thô ina thiu môdar nam,

mit Gewand bewand ihn der Weiber schönste,

biuuand ina mid uuîbo scôniost,

zierliche Zeugen, und mit den zweien Händen

fagaron fratahun, endi ina mid folmon tuuêm

legte sie liebreich den lieben kleinen Mann,

legda lioblîco luttilna man,

das Kind, in eine Krippe, das doch Gottes Kraft besaß,

that kind an êna cribbiun, thoh he habdi craft godes,

der Menschen mächtigster. Die Mutter saß davor,

manno drohtin. Thar sat thiu môdar beforan,

die wachende Frau, und wartete selber

uuîf uuacogeandi, uuar doda selbo,

und hütete das heilige Kind.

held that hêlaga barn.

 

 

Die gotische Bibel von Wulfila ist eine noch frühere Schrift. Gelebt hat Wulfila von 311 – 383.  Seine Übersetzung der lateinischen Bibel ins Gotische hat die Missionsbewegungen in allen germanischen Stämmen in Gang gesetzt.

 

 

Das gotische Vaterunser bei Wulfila

 

 

Atta unsar thu in himinam,

weihnai namô thein.

 

Qimai thiudinassus theins.

Waîrthai wilja theins,

swê in himina jah aîrthai.

 

 

Hlaif unserana thana sinteinan

gif uns himma daga.

 

 

Jah afleêt uns thatei skulans sijaima,

swawê jah weis aflêtam

thaim skulam unsaraim,

 

 

jah ni friggais uns fraistubnjai,

ak lausei uns af thama ufilin.

 

 

Untê theina ist thiudangardi

jah mahts jah wulthus

in aiwins.

Amen

Vater unser du in Himmeln

geweiht werde Name dein.

 

Komme Volkreich deins.

Werde Willen deiner

wie im Himmel auch auf Erden.

 

 

Brot unseres das tägliche

gib uns diesen Tag.

 

 

Und erlass uns, dass Schuldner wir seien, wie auch wir erlassen den Schuldnern unsern,

 

 

 

und nicht bringe uns in Versuchung,

sondern löse uns von dem Übel.

 

 

Denn dein ist Königreich

und Macht und Herrlichkeit

in Ewigkeiten.

Amen

 

 

 


 

 

 

 

 

 

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